„Dieser Krieg muss ein Ende haben“: ZdK-Präsidentin erinnert an russischen Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr24.02.2023. „Ein Bruch des Völkerrechts“ nennt die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, den Krieg, den Russland in der Ukraine führt. Ein Jahr nach den ersten Raketenangriffen auf Kiew sei noch immer keine Bereitschaft Putins zu spüren, diesen „verbrecherischen Krieg“ zu beenden und das Annexionsstreben aufzugeben. „Das macht es schwer, den Frieden vorzubereiten. Aber genau das ist die anstehende Aufgabe: Mitten im Krieg für den Frieden zu arbeiten. Nur das kann den Menschen, die diesen Krieg nie wollten, Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft geben.“ Stetter-Karp erinnert daran, wie der 24. Februar 2022 begann: „Als in den frühen Morgenstunden Explosionen in der Hauptstadt der Ukraine zu hören waren, flüchteten Tausende. Seit diesem Morgen vor einem Jahr erleben wir die fortwährende Aggression Russlands. Ihr sind mittlerweile Hunderttausende zum Opfer gefallen. Tote, Geflüchtete, verzweifelte, obdachlos gemachte Menschen gibt es zuhauf. Putin tritt das Selbstbestimmungsrecht der Ukrainer*innen mit Füßen. Er tritt aber auch das Recht der russischen Bevölkerung mit Füßen, in Frieden zu leben. Deshalb müssen wir in Europa daran festhalten, jene, die den Frieden wollen zu unterstützen. Die Ukraine muss sich erfolgreich verteidigen können. Aber wir brauchen mehr. Wir brauchen eine Friedensvision.“ Zur Wahrheit gehöre, „dass die Ukraine nicht erst seit einem Jahr, sondern seit 2014 Krieg erlebt. Nach der Okkupation der Krim unterstützte Russland auch systematisch russische Separatisten in Donezk und Luhansk. Im Februar vor einem Jahr haben wir erlebt, dass Russland aber mehr will als nur die Einverleibung östlicher ukrainischer Gebiete. Es will keine unabhängige Ukraine mehr.“ Bereits am Abend des Angriffstags vor einem Jahr waren Ukrainer*innen in einer Online-Veranstaltung zu Wort gekommen, zu der Renovabis, die Konferenz der Diözesanverantwortlichen Weltkirche, die Katholische Akademie in Berlin und das ZdK eingeladen hatten. Zugeschaltet waren auch Teilnehmende, die direkt aus der Ukraine berichteten. „Schon damals stellte sich die Frage, wie wir ‚die Wahrheit‘ über den Kriegsverlauf erfahren würden“, sagt die ZdK-Präsidentin. „Und bis heute erleben wir, dass Manipulationen der Wahrheit an der Tagesordnung sind. Deshalb lässt sich zum Beispiel nicht eindeutig sagen, ob wirklich eine Mehrheit der Russ*innen hinter Putin steht – oder ob das schon längst nicht mehr der Fall ist oder noch nie der Fall war.“ Wichtig sei in dieser Situation, „oppositionelle Kräfte in Russland zu unterstützen. Das heißt auch, Desserteure aus Russland oder Belarus in Deutschland aufzunehmen. Sie brauchen eine Perspektive, ebenso wie die Millionen Geflüchteten aus der Ukraine, die mindestens zeitweise nach Deutschland kommen.“ Stetter-Karp ist überzeugt: „Für eine Willkommenskultur sind wir alle mitverantwortlich. Wir müssen uns der Not anderer öffnen, dürfen sie nicht draußen vor der Tür lassen.“ Mitten im Krieg den Frieden vorzubereiten, bedeute, weiter nach politischen und diplomatischen Lösungen zu suchen. „Dafür muss der Druck auf Russland aber größer und nicht kleiner werden. Sonst wird dort weiter keine Bereitschaft sein, in Verhandlungen einzutreten. Ein Diktatfrieden ist keine Option.“ Aus diesem Grund unterstützt die Präsidentin die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, die gestern vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen sprach. Die Außenministerin forderte von allen Mitgliedern der Vereinten Nationen einen Beitrag zum Plan für einen Frieden gemäß der UN-Charta. „Ich hoffe, dass es der Staatengemeinschaft gelingt, mit einer Stimme zu sprechen und Russland als Aggressor zu benennen, der auf allen Ebenen Konsequenzen für seinen unfassbaren Bruch mit dem Völkerrecht zu erwarten hat“, so Irme Stetter-Karp. Im September 2022 hatte das Präsidium des ZdK für Waffenlieferungen an die Ukraine plädiert und sich auf das Recht des Landes auf Selbstverteidigung berufen. „Es ist gut, dass sich die Bundesregierung zwischenzeitlich durchgerungen hat, ihr militärisches Engagement auszuweiten“, bewertet die Präsidentin des ZdK die heutige Lage. Entscheidend sei aber auch, Gesprächs- und Begegnungsräume für Menschen im lokalen Kontext offenzuhalten. „Kirchliche Hilfswerke wie Caritas International, Misereor, Renovabis und andere sorgen nicht nur für das Nötigste, sondern aktiveren Netzwerke vor Ort, ermöglichen soziale Projekte und friedensförderliche Lebensstrukturen in ganz schwierigen Zeiten. Das gibt Menschen neuen Mut und stützt sie in einem bedrohten und bedrohlichen Alltag.“ Bild: © ZdK/Harald Oppitz |