Pfarrer Peter Kossen zu Gast beim KKV GrevenModerne Sklaverei in der Parallelwelt einer sozialen Marktwirtschaft Über 30 Mitglieder und Interessierte, auch aus der Kommunalpolitik, waren der Einladung des KKV Greven gefolgt und verfolgten die Ausführungen von Pfarrer Peter Kossen zu Arbeitsmigration, prekären Lebenssituationen und zur Ausbeutung von Leiharbeitnehmern. Arbeitsmigration und prekäre Lebenssituationen sind heute nicht nur in der Fleischindustrie, sondern in vielen weiteren Teilen der Wirtschaft gegeben. Mangelnde Sprachkenntnisse und Angst vor Repressalien verhindern das Umsetzen von Tarifverträgen und Arbeitsschutzgesetzen. Kossen: „Wer sich beklagt, wird gefeuert. Wo kein Kläger, da kein Richter.“ Die Gesellschaft müsse sich ernsthaft fragen, was uns gute Arbeit wert sei? Nur fünf Prozent des Preises von Fleischwaren entfielen auf die Lohnkosten. Eine Verbesserung der Entlohnung von Arbeitsmigranten würde somit keinen Einfluss auf die Verkaufspreise nach sich ziehen. Kossen: „Wer verdient hier wohl überproportional?“ Da das Selbstregulativ im Rahmen der der sozialen Marktwirtschaft nicht funktioniere, müsse hier die Politik tätig werden. Aber auch die Kirche müsse zum Thema Arbeitsmigration und prekäre Lebenssituationen deutlich Stellung beziehen. Kossen: „Als Kirche dürfen wir da nicht wegsehen.“ Durch die schlechte Bezahlung von Arbeitsmigranten werde die Altersarmut gefördert, die dann durch die Gesellschaft zu tragen sei. Kossen: „Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit am gleichen Ort ist unabdingbar, wie es z.B. schon immer im Bergbau unter Tage der Fall ist.“ Kossen fordert von der Politik mehr konsequente und überprüfbare Rahmenbedingungen. Er betonte zugleich, dass auch die Verbraucher die Pflicht hätten, sich für die Integration von Migranten zu engagieren und dabei deren prekären Lebenssituationen in den Blick zu nehmen. Schlafgelegenheiten in heruntergekommenen Bruchbuden, vermietet an drei Personen für acht Stunden täglich, sei menschenunwürdig und dürfe nicht sein, so Kossen. Die Teilnehmer waren schockiert, über die prekären Lebenssituationen der Arbeitsmigranten zu erfahren und dankten Kossen für sein engagiertes Eintreten für einen Personenkreis, der am Rande unserer Gesellschaft lebt. Dass hier jede Verbraucherin/jeder Verbraucher durch sein Kaufverhalten Einfluss nehmen kann, wurde den Anwesenden sehr deutlich. Kossen: „Es gibt nicht nur ,schwarze Schafe‘, sondern auch Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter wertschätzen und respektvoll behandeln und nach dem Prinzip ,Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit am gleichen Ort‘ handeln“. Der KKV-Vorsitzende Josef Ridders dankte Peter Kossen für sein engagiertes Engagement und versprach, das Thema beim KKV weiter zu behandeln. |